Im Rahmen der Ausstellung "Orientbilder. Fotografien 1850–1910" lädt die Kunstsammlung Jena für Donnerstag, 16. Februar 2017, 19 Uhr zu einem Vortrag mit Prof. Dr. Bernd Stiegler ein.
Prof. Stiegler spricht über "Die fotografische Eroberung des Orients" und beschreibt damit ein kulturelles Phänomen, dass von den Malern vorbereitet und von den Fotografen vollendet wurde.
Die abendländische Vorstellungswelt vom Orient ist bis heute vor allem eine, die durch Bilder geprägt wurde. Zuerst sind es die Maler, später – seit der Mitte des 19. Jahrhunderts – kommen die Fotografen hinzu. Diese können, den rasch wachsenden Bedarf an Bildinformationen über die geheimnisvolle Weltgegend deutlich effizienter erfüllen. Auf vielen der Fotografien wirkt das Morgenland wie ein imaginäres Gegenbild, wie ein Pendant zum Abendland. Es ist jedoch ein Gegenüber, dessen Andersartigkeit sich auch durch die Wiederholungen ähnlicher Motive kaum auflöst. Es bleibt ein Traumland.
Die Bilder und Geschichten über Wüsten, Oasen, Harem, Bazar, Odalisken und Epheben werden oftmals in einer Weise überhöht, der die Realität kaum standhalten kann. In Hinterhöfen tummeln sich Esel und Bettler, Wasserträger und Beduinen, leicht bekleidete Jünglinge und Mädchen, die für die Inszenierungen der Fotografen bereit stehen.
Die Fotografien aus Ägypten, der Türkei, Nordafrika und Palästina zeigen vor allem das, wofür sich die Europäer besonders interessierten: das Fremde und das Exotische. Das sind neben den gewaltigen Monumenten vergangener Kulturen, exotische Landschaften, aber auch die Menschen, deren Sitten, Gebräuche und äußere Erscheinung und Kleidung.
Prof. Dr. Bernd Stiegler ist Professor für Neuere Deutsche Literatur mit Schwerpunkt Literatur des 20. Jahrhunderts im medialen Kontext an der Universität Konstanz und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie. Seine Publikationen zur Theorie und Geschichte der Photographie haben den Rang von Standardwerken.
Sie sind hiermit herzlich einladen!