Dokumentarisch-performatives Reenactment des NSU-Prozesses am OLG München
Das KUNSTFEST WEIMAR nimmt den Jahrestag der Enttarnung der drei Haupttäter*innen des NSU-Komplexes 2011 zum Anlass den NSU-Prozess theatral aufzuarbeiten. In den Fokus rücken dabei vor allem die Opfer sowie die Leerstellen in der Aufklärung. Auch heute noch sind die Hintergründe des NSU-Komplexes unklar: Die Frage nach rechten Netzwerken sowie Verstrickungen behördlicher Organe bzw. Mitwisser- und Mittäterschaft von staatlichen Strukturen sind — trotz der Untersuchungsausschüsse und des NSU-Prozesses am OLG München — nach wie vor nicht befriedigend beantwortet. Als dokumentarisch-performatives Reenactment wird eine kondensierte Rekapitulation des Prozesses entlang unterschiedlicher thematischer Schwerpunkte, auch in Bezug auf die Gegenwart zu sehen sein. In 17 Kapiteln an 17 Tagen werden die Problemkomplexe des Münchner NSU-Prozesses verhandelt und unterschiedliche Perspektiven auf den Prozess sowie auf die bis heute nicht geklärten Fragen eröffnet. Dabei werden jeden Tag neu Rollen von Weimarer Bürger*innen, Prozessbeteiligten oder Personen des öffentlichen Lebens übernommen. Regie führt Nuran David Çalış, der als Experte für dokumentarische Theaterformate mit politischen Schwerpunkten gilt. Er inszenierte u. a. »Die Lücke — Ein Stück Keupstraße«, bei dem die Überlebenden des NSU-Nagelbombenanschlags von 2004 auf der Bühne des SCHAUSPIELS KÖLN zu Wort kamen und zuletzt am Schauspiel Frankfurt »NSU 2.0«, das sich mit den Menschen beschäftigte, die weiterhin vom NSU mit dem Leben bedroht werden. Die Textfassung ist von Tunçay Kulaoǧlu, der bereits die Vorlage für das 2019 entstandene »Reichstags-Reenactment« entwickelte.
Im Anschluss an jede Vorstellung findet ein Gespräch mit Beteiligten und Expert*innen statt, das den Diskurs über die verhandelten Problemkomplexe weiterführt und vertieft.
REGIE & VIDEO — Nuran David Çalış
TEXT & DRAMATURGIE — Tunçay Kulaoğlu
BÜHNE — Irina Schicketanz
KOSTÜME — Sara Drasdo
MUSIK — Vivan Bhatti
PRODUKTIONSLEITUNG & DRAMATURGIE — Marlies Kink
MIT — Rosa Falkenhagen | Sebastian Kowski | Nadja Robiné | Krunoslaw Šebrek u. a.
PRODUKTION — KUNSTFEST WEIMAR
KOPRODUKTION — Deutsches Nationaltheater und Staatskapelle Weimar
KOOPERATION — Förderverein Buchenwald e. V. | Kein Schlussstrich! Ein bundesweites Theaterprojekt zum NSU-Komplex
UNTERSTÜTZUNG — NSU Watch: »Aufklären und Einmischen/Aydınlatma ve Müdahale«
FÖRDERUNG — Bundeszentrale für politische Bildung | Lokaler Aktionsplan Weimar | JenaKultur
Diese Veranstaltung ist Teil der stadtgesellschaftlichen Aktivitäten »Kein Schlussstrich! Jena und der NSU-Komplex«. Das vollständige Programm ist einsehbar unter: www.kein-schlussstrich-jena.de
Veranstaltungsort
Nietzsche Gedächtnishalle | Altes Funkhaus Weimar
Humboldtstraße 36
99425 Weimar
Veranstalter
Kunstfest Weimar