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Stadt Jena sagt Weihnachtsmarkt 2021 ab

Mit der Absage des Weihnachtsmarktes reagiert die Stadt Jena auf die dramatische Entwicklung der Pandemiesituation in Thüringen und den angrenzenden Bundesländern Sachsen und Bayern.

Weihnachtssterne vor dem Rathaus ©JenaKultur, C. Worsch

Heute, am 12.11.2021, meldete die Stadt Jena 120 neue Fälle an das RKI. 80 weitere neue Fälle konnten noch nicht bearbeitet werden und sind deshalb noch nicht statistisch erfasst worden, aber bereits Teil des aktiven Infektionsgeschehens. Im Gesundheitsamt, aber auch in ersten Pflegeeinrichtungen und Klinikum ist aufgrund dieser dramatischen Entwicklung erneut Unterstützung der Bundeswehr bereits im Einsatz oder die Hilfe ist angefragt, da die Situation ohne Hilfe von außen nicht mehr beherrschbar ist.

Bereits jetzt stellt sich in Jena, aber auch ganz Thüringen eine Situation dar, wie sie auf dem Höhepunkt der zweiten Welle im Dezember 2020/Januar 2021 festzustellen war.

Das weiterhin exponentielle Wachstum der pandemischen Kennzahlen, das diffuse Infektionsgeschehen, die drohende Überlastung der Intensivstationen in den Kliniken in Thüringen, die extreme Beanspruchung der seit anderthalb Jahren mit der Pandemiebewältigung kämpfenden Mitarbeiter:innen in den Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen der Stadt, sowie die steigenden Herausforderungen für Lehrer:innen, Erzieher:innen, Eltern und Kinder in den Jenaer Schulen und KITAs bei der Sicherung des Präsenzunterrichts und die gleichzeitig immer noch viel zu niedrige Impfquote in Thüringen, Sachsen und Bayern: Alle diese Punkte haben den Jenaer Krisenstab und JenaKultur nach intensiver Diskussion zur erneuten Absage des Weihnachtsmarktes veranlasst.

Weihnachtsmärkte sind keine Veranstaltungen mit lokalem Charakter, sondern ziehen über mehrere Wochen überregional zehntausende Menschen an. Sie sind in normalen Zeiten ein wichtiger Ort der Kommunikation und des positiven Miteinanders für die Bürger:innen Jenas und ihrer Gäste. Die vor wenigen Wochen noch erhoffte Stabilisierung der Gesamtsituation ist nicht eingetreten und somit ist die geplante Durchführbarkeit des Weihnachtsmarktes mit vergleichsweise geringen Infektionsschutzauflagen unmöglich. Die vorweihnachtliche Atmosphäre auf einem Weihnachtsmarkt, wie wir sie kennen und uns wünschen, wird kaum möglich sein, wenn der Besuch des Marktes nur mit den notwendigen Infektionsschutzauflagen wie 2G, MNB-Pflicht und Abstand möglich ist und gleichzeitig in Schulen, Kliniken und Pflegeeinrichtungen ein immer kräftezehrenderer Kampf bei der Bewältigung dieser 4. Welle stattfindet.

Bereits zum jetzigen Zeitpunkt haben fast 60 Prozent der ursprünglich für den Jenaer Weihnachtsmarkt zugesagten Stände ihre Teilnahme zurückgezogen. Gründe für die Absagen sind das zunehmende wirtschaftliche Risiko für die teilnehmenden Unternehmen aufgrund der unklaren Planungsperspektiven sowie vor allem auch das Fehlen von Personal für den Betrieb der Stände. Die verordnungsbedingte Beibehaltung der 2G-Regelung für Personal mit Kundenkontakt würde diese angespannte Personalsituation weiter erschweren. Die pandemiebedingte Absage des Weihnachtsmarktes bedeutet für Händler, Schausteller und Gastronomen einen weiteren Rückschlag bei dem Versuch eines Neustarts nach dem langen Winter-Lockdown zum Jahresbeginn. Die Stadt Jena und JenaKultur fordern deshalb von den politischen Partnern auf Landes- und Bundesebene, sich für eine Verlängerung und ggf. Anpassung der Wirtschaftshilfen stark zu machen, damit die bereits seit Beginn der Pandemie am stärksten betroffenen Branchen weiterhin unterstützt werden.

Darüber hinaus appelliert die Stadt Jena an die Landesregierung und die Gewerkschaften, auch die Unterstützung des Einzelhandels in den Blick zu nehmen und verkaufsoffenen Sonntage in diesem Jahr auch ohne Weihnachtsmärkte zuzulassen, da diese bisher an diese Veranstaltungen geknüpft sind. Wenn Kommunen und Unternehmen sich ihrer Verantwortung der Bewältigung dieser Pandemie stellen, dürfen sie dabei nicht von Landes- und Bundespolitik allein gelassen werden. Der stationäre Einzelhandel ist ein essentieller Bestandteil für die Lebendigkeit und Attraktivität unserer Städte und übernimmt seit Beginn der Pandemie mit großen Einschränkungen die Verantwortung für deren Bekämpfung. Im Gegensatz dazu muss der Online-Handel diese Art von Verantwortung genauso wenig übernehmen, wie er ebenso wenig für die Erlebnisqualität unserer Städte beiträgt. Vor diesem Hintergrund benötigt der stationäre Einzelhandel in Thüringen auch durch die Landesregierung eine besondere Unterstützung, um nicht noch mehr Boden gegenüber dem Online-Handel zu verlieren. 

Mit Blick auf die anstehende neue Thüringer Landesverordnung rechnet die Stadt Jena auch mit weiteren notwendigen und unbedingt landeseinheitlichen Vorgaben für die Durchführung von Veranstaltungen, die den Betrieb von Clubs und die Durchführung von Kultur- und Sportveranstaltungen weiter einschränken, um das unbedingte Ziel, nicht am Ende wieder die Schulen schließen zu müssen, erreichen zu können. Und auch für diese Akteure müssen Bund und Land weiterhin Unterstützungsleistungen vorsehen, um die Impulsgeber für eine hohe Lebensqualität in den Kommunen auch nach diesem zweiten Corona-Winter zu erhalten. Der Jenaer Stadtrat hat auf Antrag der Stadt Jena am vergangenen Mittwoch, den 10.11.2021, den Zuschuss für den städtischen Eigenbetrieb JenaKultur und darin enthaltene zusätzliche Mittel zur Unterstützung freier Kulturakteure, von Neustart-Projekten und einem aktiven Stadtmarketing für die Jahre 2022 bis 2024 erhöht und beschlossen. Damit haben kommunale Politik und Verwaltung in Jena sich bereits der Verantwortung für die Gestaltung der notwendigen Neustart-Phase gestellt. 

Damit diese 4. Welle gemeinsam bewältigt wird und für 2022 endlich wieder verlässliche Perspektiven für Veranstaltungsbranche, Gastronomie, Kultur-, Sport- und Bildungseinrichtungen entstehen, appellieren die Stadt Jena und JenaKultur eindringlich an die Bürger:innen der Stadt und Region: Bitte lassen Sie sich impfen, damit das kommende Jahr endlich für einen wirklichen Neustart und nicht für weitere verpasste Chancen zur Bewältigung dieser Pandemie steht.

 

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