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Podiumsdiskussion zum Kriegsgedenken

Podiumsdiskussion zum Kriegsgedenken  ©JenaKultur
Friedensmal auf dem Friedensberg  ©JenaKultur, Foto: J. Hauspurg

"Krieg oder Frieden. Erinnerungen an einen Berg" - Zusammenfassung der Podiumsdiskussion am 19. November 2017, 17 Uhr im Kassablanca Gleis 1 Jena

Am Volkstrauertag fand im Jenaer Kassablanca Gleis 1 eine Podiumsdiskussion zum Thema „Krieg oder Frieden. Erinnerungen an einen Berg“ statt. Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit zeitgemäßen Formen kollektiver Erinnerung am Vorabend des 100. Jahrestages der Beendigung des Ersten Weltkrieges im November 2018 bildete das Ehrenmal auf dem Friedensberg. Als offizielle Gedenkstätte eines Ehrenhains für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges von der Stadt Jena 1929 mit Mitteln der Firma Zeiss errichtet und 1949 mit dem Motto „Die Toten der Kriege mahnen zum Frieden“ als Friedensmal umgewidmet, kennt heute kaum jemand mehr die Entstehungsgeschichte des mit einer hohen Steinmauer umfriedete Rondells mit dem altarartigen Gedenkstein in der Mitte. Permanente Graffitibeschmierungen und ein allgemein vernachlässigter Zustand machen das Objekt oftmals zu einem allgemeinen Ärgernis und nehmen die Stadt, namentlich JenaKultur als Verwalter in die Pflicht, darüber neu nachzudenken.

Der eingangs von Dr. Axel Doßmann / Friedrich-Schiller-Universität Jena gehaltene Impulsvortrag zu Geschichte und Bedeutung des Friedensbergs schloss mit dem Statement, die Mauern zu schleifen und damit das Denkmal zu öffnen gemäß dem Aufruf eines Sturms auf die Bastille. Der Gedenkstein solle dabei erhalten und mit mehreren Informationstafeln versehen auch jüngeren Generationen in allen Facetten des historischen und gegenwärtigen Gedenkens näher gebracht werden.
Die daran anschließende hochkarätige Diskussion auf dem Podium bestritten Marcel Klett / Geschäftsführer des Theaterhauses Jena, Prof. Dr. Verena Krieger / Inhaberin des Lehrstuhles für Kunstgeschichte an der Friedrich-Schiller Universität Jena, Elke Zimmermann / Leiterin der Unteren Denkmalschutzbehörde Jena, Matthias Bettenhäuser als Vertreter des kurzfristig verhinderten Oberbürgermeisters Dr. Albrecht Schröter und Jonas Zipf / Werkleiter von JenaKultur, letzterer in der Funktion des Moderators.

Marcel Klett verwies auf die mögliche Inszenierung des Areals als Theaterbühne. 2005 und 2017 wurde diese „artfremde“ Nutzung bereits durch das Theaterhaus Jena mit zwei Kriegssatiren (2005 Jugendtheaterclub mit „Picknick im Felde“ nach F. Arrabal | 2017 „Capa ! Taro“ Text und Regie: Christian Franke) erprobt und im wahrsten Sinne des Wortes vorgeführt. Solche oder ähnliche Projekte hält er für geeignet, um das Objekt immer wieder neu ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Verena Krieger plädierte für Erhalt des Denkmals mit allen auf uns gekommenen Überformungen und Umkodierungen, zu denen sie auch die Vereinnahmung des Areals durch die Anwohner für Spaziergänge, Familiennachmittage, Grillabende etc. zählte.

Auch Elke Zimmermann teilte diese Auffassung mit dem Verweis darauf, dass gerade verstörende Denkmale wichtig seien, um den Diskurs aufrecht zu erhalten und zu kontextualisieren.

Matthias Bettenhäuser warb dafür, das Denkmal durch die Stadt immer wieder neu zu erobern, damit es nicht von Antidemokraten missbräuchlich vereinnahmt werden könne. Für alle damit einhergehende notwendige kulturpädagogische Arbeit müsse eine Stadt wie Jena auch Mittel zur Verfügung stellen.

Die Diskutanten verständigten sich auf die These, dass statt von „Erinnerungskultur“ besser von „Gedenkkultur“ zu sprechen sei, das Erinnern ein aktiver Prozess ist, der mit dem Ende der Zeitgenossenschaft unmöglich würde. Zugleich relativierten sie eine mögliche kollektive Gedenkkultur, da eine pluralistische Gesellschaft nicht auf ein gemeinsames Gedenken festgelegt werden könne, vielmehr sei es wichtig, durch Geschichtsbewusstsein fundierte Bewertungen zu ermöglichen.

Das Gespräch wurde am Ende in Richtung Publikum, das zahlreich erschienen war, geöffnet. Von dort kam der Hinweis auf ein künstlerisches Projekt von 1992. Der Jenaer Künstler Rainer Schumacher hatte damals unter dem Gesichtspunkt, das Denkmal sensibel nach heutigen Bedürfnissen zu überformen, den Vorschlag unterbreitet, ein Stück der Umfassungsmauer nach außen zu versetzen und damit die Öffnung des Denkmals auch hinsichtlich seiner Konnotationen herbeizuführen.

Außerdem wurde gefordert, den 1949 eingebrachten Spruch „Die Toten der Kriege mahnen zum Frieden“ ganz ernst zu nehmen und nicht nur auf die Toten und Überlebenden der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts, sondern auf alle auch gegenwärtigen Kriege und ihre Opfer zu beziehen.

Im Anschluss an die Diskussion wurde draußen in Richtung Felsenkellerstraße mit einem Festakt ein Waggon der Deutschen Reichsbahn – ein ehemals gedeckter Standardgüterwagen der russischen Staatsbahn – als Symbol des Holocaustes und neuer Gedenkort der Judenverfolgung in Jena unter großer Anteilnahme durch Jenaer Bürgerinnen und Bürger feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Der Waggon der Art, wie zur Deportation von Juden und Zwangsarbeitern oder auch zum Transport von Rüstungsgütern im Zweiten Weltkrieg eingesetzt, ist zwar im konkreten Fall hinsichtlich seines genauen historischen Zweckes nicht mehr zu ergründen, dennoch vermag er eindrücklich die unvorstellbar menschenverachtenden Bedingungen der oftmals lange andauernden Todestransporte in überfüllten Güterwagen zu vermitteln. Gerade für junge Menschen kann so Empathie für das unermessliche Leiden im Krieg gestiftet werden.
Dieser Waggon wurde in den letzten Monaten von einem Team junger Leute um Alf-K. Heinecke mit großem Engagement saniert und aufbereitet, wofür auch zahlreiche Förderer Unterstützung leisteten. Nun gilt es, ein zeitgemäßes Konzept zu erarbeiten, wie er zu einem besonderen „Klassenzimmer“ werden kann.

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