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Hoheisel & Knitz gewinnen mit "Erkundungsbohrungen" Wettbewerb zum Rosenthal-Denkmal

Künstler-Duo erhält Botho-Graef-Kunstpreis 2018 "Das verschwundene Bildnis. Ehre für Eduard Rosenthal"

Die Sieger Horst Hoheisel (2. v. r.) und Andreas Knitz (2. v. l.) gemeinsam mit den Organisatoren Jonas Zipf (l.) und Prof. Dr. Verena Krieger (r.) Die Sieger Horst Hoheisel (2. v. r.) und Andreas Knitz (2. v. l.) gemeinsam mit den Organisatoren Jonas Zipf (l.) und Prof. Dr. Verena Krieger (r.) ©FSU Jena, Anne Günther

Mit der Preisverleihung an das Künstler-Duo Horst Hoheisel und Andreas Knitz für "Erkundungsbohrungen" endete heute die Suche nach dem besten Entwurf für den Botho-Graef-Kunstpreis 2018, den die Stadt Jena gemeinsam mit der Friedrich-Schiller-Universität ausgerichtet hat. Der Vorschlag sieht eine Kernbohrung von 20 Zentimeter Durchmesser durch die Außenwand von Gebäuden vor, die wichtige Lebens- und Wirkungsorte Eduard Rosenthals (1853-1926) waren. In jede Bohrung soll eine Messinghülse mit einem thermischen Sicherheitsglas eingefügt werden, in das eine Inschrift graviert wird, die auf den Bezug von Eduard Rosenthal zum Gebäude verweist. "Unsere Arbeit beginnt jetzt", sagt Horst Hoheisel. Nun gelte es, gemeinsam mit allen Partnern jeweils die optimale Stelle für jede Erkundungsbohrung zu finden.

Im Frühjahr 2020 soll an den Stätten des Wirkens und der Nachwirkung Rosenthals in Jena, Weimar und Erfurt das Denkmal eingeweiht werden. Stadt und Universität Jena begleiten sein Entstehen mit einem umfassenden Vermittlungskonzept.

Ehrung des jüdischen Rechtswissenschaftlers und Vaters der Thüringer Verfassung

Für den 2018 von der Stadt Jena in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Schiller-Universität ausgelobten Kunstwettbewerb "Das verschwundene Bildnis. Ehre für Eduard Rosenthal" hatten sechs Künstlerinnen, Künstler und Künstler-Duos Konzepte für ein dezentrales Denkmal für den Rechtswissenschaftler, Rektor der Jenaer Universität und Vater der Thüringer Verfassung entwickelt. Noch bis 27. Januar werden alle Vorschläge in einer Ausstellung im Kunstverein Jena der Öffentlichkeit präsentiert.

Ausgrenzung Rosenthals wird sicht- und erfahrbar gemacht

Die Jury unter Leitung des international renommierten Konzeptkünstlers Jochen Gerz überzeugte der Vorschlag "Erkundungsbohrungen", weil Hoheisel und Knitz mit ihrer Idee "ein starkes Bild für die notwendige Suche nach dem ins Vergessen gedrängten Eduard Rosenthal und seine gleichzeitige Neuentdeckung" finden. Der Vorschlag erfülle die Wettbewerbsaufgabe, gleichermaßen eine negative wie eine positive Aussage zu treffen: "Negativ, indem die Bohrung auf den Verlust, das Verschwindenlassen, die Abwesenheit des Bildnisses von Rosenthal und damit des Wissens um ihn und seine Verdienste hinweist. Positiv, indem die Inschrift auf Rosenthal aufmerksam macht. Die Geschichte der antidemokratischen und antisemitischen Ausgrenzung Rosenthals wird nicht nachträglich durch das Denkmal ,geheilt‘, sondern sie wird sicht- und erfahrbar gemacht."

Horst Hoheisel, geboren 1944 in Posen, studierte Forstwirtschaft und wurde an der Universität Göttingen promoviert. Parallel dazu studierte er Kunst in München und Kassel und wechselte 1980 ganz zur Kunst. Werke von Horst Hoheisel sind in zahlreichen renommierten Sammlungen vertreten, darunter im MoMA New York und im Jüdischen Museum in Berlin.

Andreas Knitz, geboren 1963 in Ravensburg, studierte in Kassel Architektur und ist neben seiner Tätigkeit als Architekt seit 1994 mit Horst Hoheisel künstlerisch tätig.

Wie alle zum Wettbewerb um den Botho-Graef-Kunstpreis eingeladenen Künstler gehören die Schöpfer des Siegerentwurfs zu den wichtigen Wegbereitern einer kritischen Erinnerungskultur. So rekonstruierte Horst Hoheisel 1987 vor dem Kasseler Rathaus den von den Nationalsozialisten zerstörten "Aschrottbrunnen" als in den Boden ragende Negativ-Form. In Thüringen haben Hoheisel und Knitz zwischen 1997 und 2002 im Hof des Thüringer Staatsarchivs Weimar das Denkmal "Zermahlene Geschichte" realisiert und 1995 das "Denkmal an ein Denkmal" auf dem Appellplatz des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald geschaffen.

Alle Wettbewerbsentwürfe sind noch bis 27. Januar in einer Ausstellung im Jenaer Kunstverein (Markt 16) zu sehen. Geöffnet ist sie Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 10 bis 15 Uhr.

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